Wandern
„Demut gebietend und erhebend zugleich, kaum etwas in der Natur flößt so viel Ehrfurcht ein wie der Anblick von Bergen“ – Kofi Annan
Schon bevor ich laufen konnte, nahmen mich meine Eltern mit in die Berge. Anfangs in der Kraxe, und später dann in den ersten Miniaturwanderstiefeln.
Die Hausberge des Tegernseer Tals waren und sind ein häufiges und beliebtes Ziel von mir. Auch wenn ich mich nicht mehr an meine Reaktion erinnere, als ich das erste Mal die stillen Riesen vor mir sah, glaube ich, es ist dasselbe Gefühl, welches ich nach wie vor spüre. Es berührt mich jedes Mal aufs Neue.
Die Ruhe, die Demut, diese Gewalt der Alpen – sie fasziniert mich auch heute noch.
Ich will Berge für mich nie zur Normalität werden lassen, auch wenn wir häufig wandern oder klettern sind. Mit 19 freue ich mich jedes Mal wie ein Kleinkind, wenn ich auf der A9 Richtung Süden fahre, die Sonne gerade aufgeht und ich das erste Mal die sanfte Silhouette der Voralpen sehe.
Mit Wurzeln im Allgäu und am Tegernsee fließt in mir quasi Bergblut und ich bin stolz drauf. Auch die Mundart und die Tracht sind ein wichtiger Teil, denn Traditionen muss man in jeglicher Hinsicht bewahren.
Für mich ist wandern, klettern oder Klettersteig gehen in den Bergen Freiheit. Die Luft, die Einsamkeit (wenn man weiß, wo man alleine ist) und die Stille lassen mich wunderbar auftanken. Den Vögeln zuhören, wie sie ihre Lieder zwitschern, der Weißach gluckern lauschen und einfach die Seele baumeln lassen. Das ist für mich Luxus.
Viele verbinden den Tegernsee mit Fußballern wie Manuel Neuer, reichen Porschefahrern aus München oder einfach generell den Schönen und Reichen. Doch die meisten davon haben noch nie einen anderen Tegernseer Berg von oben gesehen, als den Wallberg - denn auf den kann man mit der Wallbergbahn hoch und auch wieder runterfahren.
Damit kann ich nicht viel anfangen. Das einzige Mal wo ich sie sehe ist, wenn sie, wenn ich schon auf einem Gipfel stehe, mit ihren Autos angerollt kommen um im Bräustüberl Mittag zu essen und dann eine Runde um den See zu flanieren – mit gefühlt 500 Anderen, die man unter uns aktiven Wanderern manchmal „Isarpreißn“ nennt.
Denn eine Regel gilt immer: Wenn du an den Tegernsee fahren magst, dann musst du spätestens um 7:00 Uhr da sein – besser, schon um 7:00 Uhr auf einem Gipfel deiner Wahl stehen. Denn spätestens um 15:00 Uhr Uhr musst man wieder los, denn alle anderen trinken noch ein Nachmittagskaffee und setzen sich dann um 16:00 Uhr wieder ins Auto und brauchen dann von Rottach nach Schwabing zwei Stunden.
Wenn man sich davon nicht stören lässt, hat die Region Tegernsee & Schliersee so viel zu bieten. Das Mangfallgebirge ist wunderschön, denn es gehört noch nicht zu den Gebirgen, dessen Berge schon kahl und trist hervorragen. Die Baumgrenze wird hier meistens noch nicht erreicht. Der Gipfel des Hinteren Sonnwendjochs mit 1986m ist schon etwas kahl, gehört aber geografisch zum Bundesland Tirol. Die Rotwand (Schlierseer Berge) mit 1884m ist der höchste Berg des bayrischen Mangfallgebirges. Leider kann man auch hier einen Teil mit der Taubensteinbahn fahren. Es ist somit für mich nur ein einmaliges Ziel gewesen.
Ob auf den Hirschberg, die Halserspitze, über die Wolfsschlucht zum Schildenstein, hoch zur Tegernseer Hütte mit einem Abstecher zum Roß-und Buchenstein oder auf den Schinder – in den Bergen fühle ich mich pudelwohl und scheinbar unbeschwert. Am liebsten eben in den Tegernseer Bergen, weil es für mich ein Gefühl der Heimat ist, dort zu sein.
Aber auch von Osten Richtung Berchtesgadener Land und Watzmann, über Süden mit dem Achensee und dessen 2000er bis in den Westen mit Garmisch und der Zugspitze fühle ich mich wohl – Hauptsache Berge!
Meine „Zielberge“ für die nächsten Jahre sind der Watzmann und irgendwann das Matterhorn. Vor allem das Matterhorn scheint mit der markanten, unverkennbaren Form etwas besonders zu sein.
Ich könnte jetzt noch Seiten weiter schwärmen, aber schließe mit diesem Satz ab:
Is da Beag a no so schdeil, a bissl wos gehd allerweil
Emelie S.